Welche Möglichkeiten gibt es für Unternehmen und Privatpersonen? Am Wochenende konnten sie sich über Weiterbildungen informieren. FOTOS: ANDRÉ KEHRER

PREMIERE Initiative „Lernende Region“ lädt zur ersten Weiterbildungsmesse nach Wolfen. Trotz prognostiziertem Bildungsbedarf hält sich der Ansturm in Grenzen.

VON ULF ROSTALSKY

WOLFEN/MZ - Die Arbeitswelt verändert sich. Immer neue Anforderungen kommen hinzu, die technischen Möglichkeiten werden größer. „Das trifft Unternehmer und Arbeitnehmer gleichermaßen“, sagt Sabine Edner. Sie ist Chefin der Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg und einer der Akteure in der Initiative „Lernende Region Anhalt-Bitterfeld.“ Die lud am Sonnabend zur ersten Weiterbildungsmesse nach Wolfen.

„Qualifikation und Weiterbildung gehören zum Alltag“, ist Thomas Ehrlich überzeugt. Der Geschäftsführer der Planen und Bauen GmbH sieht allerdings noch jede Menge Aufklärungsbedarf. Das Thema Weiterbildung müsse selbstverständlich sein. „Wir können dabei helfen.“

Die Messe muss noch laufen lernen.Die „Lernende Region“ ist ein Zusammenschluss von 21 Unternehmen und Institutionen, von denen 15 zur Messe vertreten waren. Sie präsentierten ihre Möglichkeiten, hatten dabei allerdings einen schweren Start zu verkraften. „Das ist aber schon überschaubar“, sagt Olaf Richardt, Geschäftsführer des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld, geradeheraus. Es waren vergleichsweise wenige Interessenten, die das Gespräch mit Bildungsunternehmen suchten.

„Es muss den Leuten bekanntwerden“, versucht sich Thomas Ehrlich in einer positiven Bewertung der Premiere. Man brauche nicht verordnete Masse. Es käme auf die Qualität der Gespräche an. Reden ist seine Devise. Unternehmen und Privatpersonen müssten wissen, welche Möglichkeiten sie nutzen können. Ehrlich denkt praktisch. Häufig scheitere die externe Weiterbildung von Mitarbeitern in kleinen Unternehmen an deren Arbeitspensum. „Die Leute können nicht weg, weil sonst die Arbeit liegenbleibt.“ Dem könne man entgegenwirken. „Wir suchen Praktikumsmöglichkeiten.“ Gleich mehrfach bringt Ehrlich das mögliche Nebeneinander von Weiterbildung und Praktika ins Gespräch. Mitarbeiter drücken die Schulbank, Praktikanten üben sich im Unternehmen.

„Qualifikation und Weiterbildung gehören zum Alltag.“
Thomas Ehrlich, Initiative Lernende Region

Neue Wege sind gefragt. Nicht immer müssen sie in die Ferne führen. „Du musst nicht nach München. Wir bieten die gleichen Leistungen an. Nur nehmen das längst nicht alle Betroffenen wahr“, erklärt Matthias Kramer. Er ist Chef des Teutloff-Bildungszentrums, das seit über 20 Jahren unter anderem im Bereich CNC-Technik, Solarindustrie und Technikerausbildung aktiv ist. Er rührt die Werbetrommel fürs Lernen in der Region. „Wir sind da und für jeden ansprechbar.“

Im Bildungszentrum setzten Olaf Richardt und Kollegen neben klassischen Ausbildungsformen immer mehr auf externe Prüfungen. Beispiel Produktionsfachkraft Chemie. Schnell wachsende Unternehmen haben in der Vergangenheit häufig Leute ohne entsprechenden Abschluss eingestellt und als Helfer beschäftigt. „Sie haben jetzt jahrelange praktische Erfahrung. Wir bereiten sie neben der Arbeit über 18 Monate auf die Abschlussprüfung vor“, erklärt Richardt. Einmal wöchentlich wird es theoretisch. Gestandene Produktionsarbeiter werden fit und haben die Chance auf den Berufsabschluss. Das hat nicht nur für sie Vorteile. Das Qualitätsmanagement bekommt immer mehr Bedeutung in Firmen. „Da braucht es ausgebildete Mitarbeiter“, stellt Thomas Ehrlich dar.

Er bricht eine Lanze für die „Lernende Region“ und die Weiterbildungsmesse. Die soll offensichtlich keine Eintagsfliege bleiben. Aber sie muss noch laufen lernen.

 

INITIAT IVE: 21 Akteure
Die Initiative „Lernende Region“ wurde im Februar auf Anregung des Anhalt-Bitterfelder Landrates Uwe Schulze (CDU) auf den Weg gebracht, um dem Fachkräfte-Defizit zu begegnen. Den sechs Pionieren der Anfangszeit haben sich mittlerweile 15 weitere Akteure angeschlossen. Dazu gehören neben der Agentur für Arbeit sowie der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau unter anderen die Planen und Bauen GmbH, Abasys und das Teutloff Bildungszentrum aus Bitterfeld sowie das Bildungswerk Zerbst. UR