IHK-Vollversammlung beschließt „Aktionsplan Berufliche Bildung 2025“:

Die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) verstärkt ihr Engagement für die betriebliche Berufsausbildung. Die IHK-Vollversammlung – die gewählten Vertreter aller rund 57.000 Gewerbetreibenden im südlichen Sachsen-Anhalt – hat am 01. Juli 2016 ein Zehn-Punkte-Programm für die kommenden Jahre beschlossen.
 
„Die IHK geht mit diesem Programm die zentralen Herausforderungen an“, sagte IHK-Präsidentin Carola Schaar. Qualifizierter Nachwuchs fehle den Unternehmen fast überall in der Region, in nahezu jeder Branche. „Unsere heimische Wirtschaft droht deshalb aus dem Tritt zu geraten.“ Zwar sei das strukturelle Problem eine Folge des demografischen Wandels und deshalb eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, so Schaar. „Aber die IHK wird ihren Beitrag leisten: Wir drehen kräftig an allen Stellschrauben, die wir erreichen und bewegen können – und das sind nicht wenige!“
 
Das regionale Programm ist eingebettet in einen bundesweiten Aktionsplan des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Unter anderem sollen damit jene junge Menschen für eine Berufsausbildung gewonnen werden, die diesen Weg bisher aus unterschiedlichen Gründen nicht gehen wollten oder gehen konnten: potenzielle Studienabbrecher ebenso wie Gymnasiasten, aber auch Migranten oder Jugendliche, denen bisher noch die Ausbildungsreife fehlt. „Unser regionaler Aktionsplan verbindet Überzeugungsarbeit mit Hilfsangeboten und Leistungssteigerung“, fasst IHK-Präsidentin Schaar zusammen.
 
Die Ausgangslage sei gut, berichtet Schaar weiter. Zum 30. Juni liege die Zahl der registrierten neuen Ausbildungsverträge über dem Vergleichswert des Vorjahrs. „Wir setzen uns dafür ein, dass dieser Aufwärtstrend anhält!“, so Schaar abschließend.
 

„Berufliche Bildung 2025“:

Eckpunkte des regionalen Aktionsplans der IHK Halle-Dessau

 
 
1. Qualität und Attraktivität der beruflichen Bildung sichern und stärken
  • Die Qualität der angebotenen Workshops für Ausbilder wird verbessert.
  • Die IHK stellt den Ausbildern in kleinen und mittleren Unternehmen ein praxisnahes Qualifizierungskonzept für leistungsschwächere Jugendliche zur Verfügung.

2. Für die berufliche Bildung werben
  • Alle Angebote für Berufsorientierung kommen auf den Prüfstand – das Ziel: die IHK in Rat und Tat noch wirksamer machen.
  • Aus- und Weiterbildungsberater der IHK engagieren sich beim Wettbewerb Berufswahl-SIEGEL und arbeiten aktiv mit, vorbildliche Berufsorientierung in Schulen positiv herauszustellen.
 
3. Zielgruppen für berufliche Bildung erschließen – innovative Angebote entwickeln
  • Die IHK fordert mehr Berufsorientierung an Gymnasien ein und gibt den Schulen dabei konkrete Hilfestellung.
  • Unternehmen erhalten weitere Informationen zur dualen Berufsausbildung von Flüchtlingen und Migranten.
  • Studienabbrecher berät die IHK beim Wechsel in eine Berufsausbildung aktiv.
  • Die IHK macht mit beim Projekt „Zukunftschance assistierte Ausbildung“: Unternehmen werden bei der Ausbildung von lernschwächeren oder benachteiligten Jugendlichen gezielt unterstützt. Dabei übernimmt die IHK die Koordination der beteiligten Institutionen.
4. Marke IHK-Prüfungen stärken
  • Die IHK intensiviert die Schulung von bisher 1.300 Prüferinnen und Prüfern in der Region.
  • Auch Ausbildungsprüfungen sollen zukünftig online abgelegt werden können.
  • Mit dem Projekt „ValiKom“ wird ein Verfahren entwickelt, mit dem beruflich relevante Kompetenzen objektiv nachgewiesen und dokumentiert werden können – eine Alternative zu Arbeitszeugnis und Prüfung.
5. Ehrenamtliches Engagement in der beruflichen Bildung stärken
  • Um das ehrenamtliche Engagement zu stärken, startet die IHK eine Umfrage unter ihren Prüfern: Was muss besser werden? Die Ergebnisse fließen in konkrete Handlungsempfehlungen bei den Neuberufungen ein.
6. IHK-Aufstiegsfortbildung stärken – Kombimodelle entwickeln und vermarkten
  • Aufstiegsfortbildungen bieten gute Karrierechancen und sind eine Alternative zum Studium – die IHK wird sie stärker propagieren.
7. Mischformen beruflicher und akademischer Bildung optimieren und neue Modelle testen
  • Die IHK wird auch duale Studiengänge bekannter machen und sich dafür einsetzen, dass sie wirtschaftsnah begleitet werden.
8. IHK-Beratungs- und Serviceangebot ausbauen
  • Die Beratung von sogenannten Studienzweiflern soll auf weitere Hochschulen im Land ausgedehnt werden, um mehr Wechselwillige zu überzeugen.
  • Tablets für eine mobile Beratung – die IHK verbessert die technische Ausstattung ihrer Mitarbeiter in der Aus- und Weiterbildung. Intensive Schulungen sichern die Qualität.
9. Leistungsfähige Berufsschulen in den Regionen sichern
  • Die IHK wird vom Land weiter hartnäckig ein verbessertes Berufsschulkonzept einfordern: Anfahrtswege der Auszubildenden müssen verkürzt, Landes- und Regionalfachklassen optimiert werden.
10. Digitale Bildung aktiv gestalten
  • Die IHK digitalisiert wichtige Prozesse und macht sie damit schneller und effizienter: Die Anmeldung zur Prüfung soll ebenso online möglich sein wie Teile der Prüfung selbst.