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FREISPRECHUNG   Mann wagt den Neustart mit 41 Jahren. Er gehört zu den 26 Auszubildenden und fünf Umschülern, die ihre Lehre erfolgreich beendet haben.
 

WOLFEN/MZ - Für 26 Auszubildende und fünf Umschüler endete kürzlich die Lehrzeit im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld. Sie werden jetzt in sieben verschiedenen Berufen ihren Arbeitsalltag beginnen. Besonders stolz ist die Ausbildungsstätte darauf, dass 18 Auszubildende ihre Lehre ein halbes Jahr früher abschließen konnten - und das teilweise mit hervorragenden Ergebnissen.

Dass solche Ergebnisse aber nicht nur von den jungen Azubis erreicht werden können, beweist unter anderem die 30-jährige Sabrina Meier. Sie hat ihre Prüfung mit 98 Prozent abgelegt. "So etwas ist in den letzten Jahren nicht vorgekommen", zieht der stellvertretende Geschäftsführer des Bildungszentrums, Steffen Rusetzki, eine Bilanz. Für Sabrina Meier, die in ihrem ersten Beruf als Kauffrau im Einzelhandel gearbeitet hat, ist mit dem Abschluss ein Wunsch in Erfüllung gegangen. "Ich wollte mich noch einmal umorientieren und habe die Chemie für mich entdeckt", erzählt die junge Frau, die jetzt als Chemikantin arbeiten wird. Es sei zwar eine Herausforderung gewesen, aber durch die Hilfe der Familie habe sie alles stemmen können. Ein neuer Job sei auch schon in Sicht, so dass sich die Umschulung auf alle Fälle gelohnt habe, meint die junge Frau.
 
Gelohnt hat sich der Einsatz auch für Sven Aschenbrenner. Der 41-Jährige konnte in seinem vorherigen Beruf als Steinmetz aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten und hatte das Angebot zur Umschulung als Pharmakant angenommen.
 
"Am Anfang war alles neu und ich hätte fast die Flinte ins Korn geworfen", erzählt er. Durch die Unterstützung seines Lernkollektivs und der Ausbilder habe er aber an dem neuen Job Gefallen gefunden. Dass er diesen dann auch fast nahtlos nach der Zeugnisübergabe bei Oncotec Pharma in Dessau-Tornau antreten könne, freue ihn besonders. Erfahrung habe er dort schon bei verschiedenen Praktika gesammelt, so dass auch das Arbeitsteam für ihn kein Neuland sei. Im Drei-Schicht-System wird er arbeiten und braucht nur zehn Minuten mit dem Fahrrad. "Was will man denn noch mehr", sagt Sven Aschenbrenner.
 
Für Steffen Rusetzki ist das gute Abschneiden der Auszubildenden auch ein Zeichen für die Qualität seiner Bildungseinrichtung. In den letzten Jahrzehnten habe man rund 5000 Lehrlinge und Umschüler in den unterschiedlichsten Berufen ausgebildet. Viele von ihnen hätten danach in den Betrieben der Region eine Arbeit gefunden oder seien in andere Landesteile gezogen, so Rusetzki.
 
Und so nutzen dann am Tag der Freisprechung auch Vertreter der 20 Ausbildungsbetriebe die Möglichkeit, ihre neuen Mitarbeiter zu beglückwünschen. Für einige von ihnen hatte die Arbeit schon am Tag der Zeugnisübergabe begonnen, so dass sie nicht persönlich an der Feierstunde im Wolfener Kulturhaus teilnehmen konnten.
 
ICL-Geschäftsführer Heiko Mammen, der in seiner Firma für Düngemittel und Spezialchemikalien im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen bereits seit 25 Jahren ausbildet, sieht in der Qualität der jungen Leute und auch der Umschüler eine wichtige Grundlage für das Weiterbestehen der Firmen. "Industrie 4.0 ist das neue Schlagwort der Zukunft", sagt der Geschäftsführer in seiner Rede. Damit meint er die Vielfalt der Anforderungen, die künftig auf die jungen Menschen einströmen werden. Wer jetzt nicht den Grundstein lege, der habe es im weiteren Leben schwer, prognostiziert der Geschäftsführer.
 
Eine Frau, die Jahrzehnte mitgeholfen hat, den Grundstein für viele junge Leute zu legen, ist Renate Schiffel. Der Vorstandsvorsitzende des Bildungszentrums bezeichnet sie als "ein Urgestein" der Einrichtung, die nach der Wende auch so manche ungewöhnlichen Wege gegangen sei. Renate Schiffel wurde an diesem Tag mit viel Applaus in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.