Bildungslandschaft: Die Sekundarschule I Wolfen-Nord ist heute die einzig verbliebene von einst sieben
 
Wolfen/MZ. Gerd Hübner ist Lehrer aus Leidenschaft, vor allen Dinger aber Realist. "So richtig zur Ruhe gekommen ist die Schule bis heute nie", sagt er über die Sekundarschule I in Wolfen-Nord, deren Schulleiter er ist. Hübner bringt Umzüge, Bildungskonzepte, Zusammenlegungen ins Spiel.
 
"Wir sind die einzig verbliebene Sekundarschule in Wolfen und Bobbau", stellt der Lehrer in den Räumen fest, in denen er ganz am Anfang seiner pädagogischen Laufbahn schon unterrichtete. Dmals, als die Schule noch den Namen Robert Siewert trug. Das ist mehr als 20 Jahre her. 20 Jahre ist die Marke, die für die Sekundarschule I zählt. 1991 wurde sie gebildet. 550 Schüler wurden von 35 Lehrern unterrichtet. "In der ehemaligen Pieck-Schule", erzählt Hübner. Schon damals trieb die Unruhe die Einrichtung an. "Bei laufendem Betrieb wurden Sanitätseinrichtung und Heizungsanlagen erneuert." Es sind die Begleiterscheinungen auf einem langen Weg. Die Einrichtung nahm 1995 zahlreiche Schüler der Sekundarschule Bobbau auf, fusionierte 2005 mit der Sekundarschule IV in Wolfen-Nord, die selbst gerade erst mit der Schule "Am Nordpark" zusammengeschlossen worden war.
 
2007 zog die Sekundarschule I in das bis dahin als Gymnasium genutzte Gebäude in der Weineck-Straße um, 2010 fusionierte sie mit der Sekundarschule "Erich Weinert". "Dazu sechs Kultusminister und eine Ministerin. Es war nicht einfach", stellt Schulleiter Hübner fest, dessen Kollegium heute 370 Mädchen und Jungen unterrichtet und in zwei Jahrzehnten mit 1320 jungen Leuten das Ende der Schulzeit samt Schulabschluss feiern konnte.
 
Ein langer und nicht immer einfacher Weg, sagt Hübner. Doch habe sich die Einrichtung bei allen Veränderungen immer eine besondere Note bewahrt: den praxisnahen Unterricht mit einer Vielzahl von weiterführenden Angeboten. Für den Lehrer gehören die Arbeitsgemeinschaften dazu, die von Theatergruppe bis hin zum Fußball reichen.
 
Vielfalt ist Trumpf und endet im Gebäude nicht mit dem letzten Klingelzeichen. In der Schule sind Spielmannszug und Orchester zu Hause, hier übt die Schattentheatergruppe des Frauenzentrums. Schule ist Leben im Plattenbaugebiet, befördert auch Gemeinschaftsgefühl. Vier Mal schon haben Leichtathleten der Sekundarschule I den Staffelwettbewerb beim Goitzsche-Marathon gewonnen. Die großen Pokale stehen aufgereiht hinter Glas und erzählen von Erfolgen. So wie es bald eine Schülerzeitung machen könnte. "Wir werden sie zum Laufen bringen", bestätigt Hübner und freut sich über die gerade auf Hochtouren laufende Jubiläumswoche.
 
Die bietet tatsächlich mehr als nur Kurzweil und Partylaune. Zwar gibt es nichtden klassischen Unterricht. Wissen bleibt aber dennoch nicht auf der Strecke. Die Schüler fahren allesamt zur Phaeno-Experimentierlandschaft nach Wolfsburg, testen sich, gehen Geheimnissen auf den Grund und präsentieren ihre Schule.
 
Der Tag der offenen Tür unlängst wurde zur Schnupperstunde für Viertklässler, der Tag der Stationen eine Präsentationsmöglichkeit für die Partner der Schule. Wie viele Euro wurden zerschreddert, um den Euro-Brikett zu pressen? Lisa Becher und Jessica Kinsky grübeln. 50.000? Eine halbe Million? Die Antwort bleibt noch offen. Wie die Aussage, welcher Luftballon die weiteste Reise zurückgelegt haben wird. "Es locken Preise", bekommen die Schüler aber schon einmal auf den Weg.