Beispiel Addcon: Eine Firma setzt auf Nachwuchs
 
Mittendrin: Kevin Niemitz (links) und Markus Meier arbeiten schon in der Produktion mit. Fotos: SchimunekBitterfeld. Die vielen Schalter und Ventile der Anlage, die verschiedenen Reagenzien im Labor, die bizarren chemischen Formeln – für die Lehrlinge Kevin Niemitz (21) und Markus Meier (18) sind sie keine böhmischen Dörfer mehr. Für die jungen Leute ist das längst Alltag. Sie mischen schon kräftig mit in der Produktion der Firma Addcon in Bitterfeld.
 
Heute morgen schaut Niemitz bei der Syntheseanlage nach dem Rechten und Meier nimmt eine Probe frisch hergestellten Siliermittels.
 
Beide Azubis lernen Chemikant im dritten Lehrjahr. „Sie machen sich gut“, lobt Werkleiter Hans-Jürgen Stuwe. „Und sie sind beide sehr sorgfältig.“
 
Addcon stellt vor allem sogenannte Siliermittel her. Die werden von Bauern eingesetzt, um etwa Mais oder Gras als Viehfutter (Silage) für den Winter haltbar zu machen.

Bewerbung klappt auf Anhieb

Das Salz unterstützt die Gärung und verhindert, dass sich gefährliche Bakterien oder Schimmel bilden. Rund 15.000 Tonnen Siliermittel verlassen jedes Jahr den Betrieb in Bitterfeld.
 
„Hergestellt wird es in verschiedenen Varianten durch die chemische Reaktion von Ameisensäure und Kalilauge“, erklärt Azubi Meier wie ein Profi. Niemitz ergänzt: „Die Rezeptur sorgt bei dem Prozess zudem dafür, dass das Siliermittel nicht zu sauer wird. Dann vertragen die Tiere das Futter gut.“
 
Dass die zwei sich für eine Chemikanten-Lehre entschieden haben, war kein Zufall. Niemitz’ Interesse weckte lange vor dem Abitur die Mutter, die in der Chemie arbeitet. Meier entdeckte den Spaß an der Sache in der Realschule. Schon die erste Bewerbung klappte bei beiden.
 
Gelernt wird dreigeteilt: in der Berufsschule die Theorie, in der Firma sowie im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld die Praxis (siehe auch Artikel unten). Meier und Niemitz finden das Bildungszentrum Klasse.

Weiterbildung schon im Blick

„Die Ausbilder dort kümmern sich, gehen auf Schwächen und Stärken indviduell ein“, loben sie. Zudem seien das Technikum und der Übungsraum für Prozessleittechnik bestens ausgestattet.
 
„Für die praktische Ausbildung brauchen wir einen Partner“, begründet Addcon-Werkleiter Stüwe die Kooperation. „Das haben wir rasch gemerkt, als wir 1994 die ersten Lehrlinge hatten.“ Inzwischen haben bereits einige Chemikanten, Laboranten und Mechatroniker unter den 35 Mitarbeitern hier die erste Praxisluft geschnuppert.
 
Die Kooperation geht übrigens schon weiter: Die Tests für ein von Addcon neu entwickeltes Verfahren fanden im Bildungszentrum statt.
 
Vielleicht investiert die Firma dafür bald. Gut ausgebildete Facharbeiter wie Niemitz und Meier wären dann gefragt. Zumal beide gern weiter lernen wollen. Niemitz: „Den Meister oder Techniker machen oder gar studieren – das wärs!“