Die Schüler der Roitzscher Sekundarschule werden im Berufsorientierungsprojekt an die Praxis herangeführt. (FOTO: ANDRÉ KEHRER)WOLFEN/MZ. Mit 5 000 Euro unterstützt die Schreiner-Stiftung für Forschung und Bildung das Schulprojekt "Berufs-Orientierung berufsspezifisch", kurz BOB genannt, das vom Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld vor zwei Jahren auf den Weg gebracht worden ist. "Damit ist nun auch die dritte Staffel gesichert", freute sich der Geschäftsführer des Bildungszentrums, Olaf Richardt bei der Scheckübergabe am Dienstag. Denn für das vom Bundesministerium für Forschung und Bildung geförderte Projekt, das insbesondere Schülerinnen und Schülern der 9. und 10. Klassen bei der Berufsfindung helfen soll, fehlte bisher die Co-Finanzierung.
 
Mit der Schreiner-Stiftung, die seit 2003 Mehrheitsgesellschafter der Kesla Pharma Wolfen GmbH ist, habe man wieder ein Chemieunternehmen aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Chemieparks für das Berufsorientierungs-Projekt gewinnen können, so Richardt. Denn im vergangenen Jahr habe die Wissenschaftsstiftung der Bayer Bitterfeld GmbH Geld zur Verfügung gestellt.
 
Die Stiftung, erklären Dr. Gerhard und Birgit Schreiner, die den Scheck überreichen, fördere Forschungs- und Entwicklungsprojekte auf dem Gebieten der Verhütung und Bekämpfung von Infektionserkrankungen und Seuchen, gebe Publikation von Forschungsergebnissen auf diesem Gebiet heraus und engagiere sich für die Aus- und Weiterbildung - wie beispielsweise im vorliegenden Fall. "Damit der Chemiestandort erhalten werden kann, braucht es Fachkräfte, brauchen wir junge Leute mit innovativen Ideen", unterstreicht Dr. Schreiner. Und deshalb fließe die Fördersumme, ohne die das Projekt zum scheitern verurteilt wäre, so Richardt, in moderne technische Ausrüstungsgegenstände, an denen Schüler wie Azubis gleichermaßen ihre praktische Ausbildung absolvieren. Wie Carola Aschenbach, Projektleiterin Berufsorientierung beim Bildungszentrum gegenüber der MZ sagte, nehmen inzwischen alle sechs Sekundarschulen (vor der Zusammenlegung waren es acht) im Altkreis Bitterfeld dieses Angebot in Sachen Berufsvorbereitung wahr - bisher bereits 500 Schüler.
 
Hineinschnuppern in den Beruf eines Chemiekanten beziehungsweise eines Pharmakanten konnten am Dienstag die Schüler einer neunten Klasse der Roitzscher Sekundarschule, mit der das Bildungszentrum schon lange Jahre eng zusammenarbeite. Dirk Höhle, Ausbilder im Technikum, erklärt den Jugendlichen nicht nur, was bei einer Rohrmontage zu beachten ist, sondern er führt sie auch gleich an die Arbeiten heran. Zwar werde es in einem Havariefall Spezialisten geben, die das Problem lösen, doch auch ein Facharbeiter müsse wissen, wie alles funktioniert.
 
Ronny Ruprecht, der gerade eine Umschulung absolviert und den Praktikanten ebenfalls mit unter die Arme greift, ist ein beredtes Beispiel dafür, weshalb diese berufsorientierten Praktika so wichtig sind. Denn auch er habe einen Beruf - Fliesenleger - gelernt, den der jetzt 28-Jährige nach seiner mehrjährigen Dienstzeit beim Bund an den berühmten Nagel gehängt hat, weil er für sich entschieden habe, dass dieser nicht das Richtige für ihn sei. "Im Dezember ist meine Umschulung zu Ende", meint der künftige Chemikant, dem bei erfolgreichem Abschluss eine feste Anstellung in Aussicht gestellt worden ist.
 
Die beiden Schülerinnen Lisa und Sarah sind noch unschlüssig, was die Chemielaufbahn betrifft. Doch Lisa meint, dass gute Chemiekenntnisse auch für ihren Wunschberuf, Krankenschwester, nach ihrer Meinung unerlässlich sind und spielt damit nicht zuletzt auf die Zusammensetzung von Medikamenten an.