Michael Jarschke, Kathrin Asmus und Ronny Ruprecht (v.l.) stehen vor der letzten Umschulungsprüfung. (FOTO: KEHRER)BITTERFELD/MZ. Sie waren Fliesenleger, Gärtner und Lagerist - und für sie alle war ihr Job nicht das, was sie sich einst vorgestellt hatten oder es gab andere Probleme. Jetzt stehen sie kurz vor der letzten Umschulungsprüfung im Bildungszentrum (BZ) Wolfen-Bitterfeld. Klappt die, haben Kathrin Asmus, Ronny Ruprecht und Michael Jarschke auch schon einen Arbeitsplatz.
 
Verschiedene Wege haben die drei jungen Leute im Bildungszentrum zusammengeführt. Während Ronny Ruprecht über den Berufsförderungsdienst der Bundeswehr zu seiner Umschulung kam, lief die Umschulung von Kathrin Asmus, die einige Zeit arbeitslos war, über die Agentur für Arbeit. Und Michael Jarschke, der seine Ausbildung als Facharbeiter für Lagerlogistik abgebrochen hatte, hatte selbst einen Betrieb gefunden, der ihm eine Ausbildung über das Programm "Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter älterer Arbeitnehmer in Unternehmen" ermöglichte. "Ich hatte riesiges Glück", meint er, denn nie im Leben hätte er damit gerechnet, dass sich ihm nochmal so ein Weg auftut. Als quasi ungelernter Leiharbeiter war er zum Chemie-Unternehmen ICL in Bitterfeld gekommen. "Dort haben sie mich gefragt, ob ich bleiben will. Was Besseres hätte mir nicht passieren können. Jetzt habe ich eine richtige Ausbildung und die Arbeit in der Chemie, die macht mir auch deutlich mehr Spaß." Er habe für sich festgestellt: Es lohnt sich, hier 28 Monate durchzuziehen und was zu leisten.
 
Weniger kompliziert hört sich das Programm an, über das Ronny Ruprecht zu seinem Traumberuf kam. Der 29-jährige ehemalige Fliesenleger war acht Jahre bei der Bundeswehr. Schon dort sei ihm klar gewesen: er und der Bau - das geht nicht mehr zusammen, wenn er wieder im zivilen Berufsleben Fuß fassen muss. "Der Bund bietet Ausbildungen an für seine Leute", sagt er. So hat er sich entschieden, die Möglichkeiten des Berufsförderungsdienstes der Bundeswehr zu nutzen. Im August 2008 hat er seine Umschulung zum Chemiekanten im BZ begonnen. Am 8. Dezember, wenn er nach der letzten Prüfung seine Zeugnisse in der Hand hält, ist sie beendet. Und dass die Prüfung gut ausgeht, ist gleich doppelt in seinem Interesse - nicht nur, weil er "einen Beruf in einem Unternehmen, wie ich es mir vorgestellt habe" bekommt, sondern auch, weil er die Hälfte der Ausbildung selbst finanzieren musste. Dennoch: "In der Chemie sehe ich meine Zukunft", sagt er. "Und davon gibt es ja hier in Bitterfeld genug." Seinen künftigen Betrieb, Indulor, kennt der Zörbiger seit Ausbildungsbeginn.
 
Eine ganze Zeit war Kathrin Asmus bei der Agentur für Arbeit registriert, bis der Gärtnerin eine Vollzeitumschulung zum Chemikanten angeboten wurde. "Interesse an Chemie hatte ich schon immer", sagt sie, die mit ganzem Herzen beim Unternehmen UBW in Wolfen bei der Sache ist. "Das ist das, was ich mir vorgestellt habe - da ist Labor dabei und Technik. Das macht mir einfach Spaß." Besonders lobt sie die praxisbezogene Ausbildung. Die langen Praktika seien sehr gut für alle. "Wenn wir in den Firmen anfangen, ändert sich für uns nicht viel. Die Einarbeitungszeit haben wir ja schon."
 
Von insgesamt zehn Teilnehmern der modularen Umschulung dieses Jahrgangs, in dem Kathrin Asmus, Michael Jarschke und Ronny Ruprecht in der Klasse saßen, haben fünf ihren Arbeitsplatz nach bestandener Prüfung sicher. "Das ist das, was mich freut", sagt Renate Schiffel, die stellvertretende Leiterin des BZ, "denn es ist nach wie vor noch mühsam, Absolventen unterzubringen. Doch Leute, die arbeiten wollen und die natürlich gute Noten haben, die bekommen auch einen Job. Es lohnt sich also schon, in der Zeit bei uns was zu machen." Mit jedem Absolventen, meint sie, habe das BZ einen Beitrag zur Sicherung des Fachkräftebedarfs geleistet. Ist jetzt die Vermittlung zwar noch nicht ganz so einfach, wird sich das Blatt schon sehr bald gewendet haben.
 
Das Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld bildet in fast 30 Berufen aus, derzeit lernen hier 360 Azubis.