Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld erhält Anerkennung als "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage"
 
Freisprechungen sind für den Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld e.V. immer ein denkwürdiges Ereignis. Dennoch ragen einige, Leuchttürmen gleich, heraus. So am 17. Dezember. Zehn Frauen und Männer erhielten aus den Händen von Geschäftsführer Olaf Richardt ihr Facharbeiterzeugnis. Und er machte keinen Hehl daraus, dass sein Team und er froh sind, dass alle zehn die Prüfungen erfolgreich absolvierten. Denn hinter den Absolventen lagen schwierige Monate bzw. Jahre. Ohne einschlägige Vorbildung bewältigten acht von ihnen in nur 28 Monaten die Umschulung zum Chemielaboranten bzw. Chemikanten. Und das mit mehrheitlich guten Noten. Drei von ihnen haben bereits einen Arbeitsvertrag in der Tasche, die fünf anderen sind sich sicher, auch einen Job zu finden, denn der Fachkräftemangel ist in der chemischen Industrie angekommen.
 
Auch Kathrin Sieberling gehört zu den Umschülern. Auf dem Facharbeiterzeugnis wird ihr der Berufsabschluss „Chemielaborant“ mit der Note „sehr gut“ bescheinigt. Da sie zudem die Fähigkeit besitzt, Wissen verständlich zu vermitteln, wird sie ab Januar das Team der Ausbilder verstärken. Selbstredend bedeutet das für die 30jährige, noch berufsbegleitend die Schulbank zu drücken, denn eine Lehrbefähigung ist unerlässlich.
 
Was das an Disziplin und Zielstrebigkeit erfordert, wissen die beiden frischgebackenen Chemikanten der Evonik Degussa GmbH Bitterfeld ganz genau. Sie bereiteten sich am Bildungszentrum in Kurzlehrgängen auf ihre externe Prüfung vor – und bestanden sie erfolgreich. Damit hat Evonik Degussa insgesamt bereits acht Mitarbeiter berufsbegleitend qualifiziert. Für das Unternehmen, das auf Qualitätssicherung größten Wert legt, eine Selbstverständlichkeit, für die Mitarbeiter eine Chance, die sie zu nutzen wussten.

Zur Eröffnung des neuen Ausbildungslehrjahres

Erstmals kamen die Auszubildenden eines Jahrgangs des Akzo Nobel Konzerns für drei Tage an einem Ort zusammen. So trafen sich 61 Jugendliche aus allen Teilen Deutschlands in Bonn, um einander und den Konzern, für den sie teilweise noch nicht mal vier Wochen arbeiten, kennenzulernen. 22 Akzo Nobel-Standorte in Deutschland bilden in diesem Jahr insgesamt 15 Berufe aus. Darunter Chemielaborant, Chemikant, Elektroniker, Industriekaufmann, Industriemechaniker, Kaufleute im Groß- und Außenhandel und Lacklaborant.
 
Während dieser Veranstaltung lernten die Azubis die Vielfältigkeit ihres neuen Arbeitgebers kennen und blickten auch über den Tellerrand ihres Standortes. Der Spaß darf bei einer solchen Veranstaltung natürlich auch nicht zu kurz kommen, so wurde die Gemeinschaft in Teamspielen gestärkt. Anja Köpke, verantwortlich für die Ausbildung in Deutschland: "Wir hoffen mit diesem Auftaktevent eine Teamkultur unter den Jugendlichen etabliert zu haben und gleichzeitig den Grundstein für eine gute Ausbildung in unserem Konzern gelegt zu haben." Bei Akzo Nobel befinden sich insgesamt 180 junge Menschen in der Ausbildung.
 
Vom Standort Bitterfeld nahmen zwei Auszubildende teil. Sie werden zum Chemielaborant und Chemikant ausgebildet. Bereits am vergangenen Mittwoch betonte Werleiter Stefan Kauerauf in seiner Festrede zur Eröffnung des Ausbildungsjahres des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld, wie wichtig die Nachwuchsgewinnung für den Standort Bitterfeld, aber auch für den gesamten Industriezweig ist. Schließlich sind 70 % der Beschäftigten der nordostdeutschen Chemieindustrie älter als 43 Jahre. Deshalb hat man sich entschlossen, zu den bereits drei in Bitterfeld in der Ausbildung stehenden jungen Leuten zwei weitere auszubilden. "Unter den heutigen Bedingungen werden wir diesen Weg in den nächsten Jahren kontinuierlich weiter beschreiten", so Kauerauf. "Besonders wichtig für die Kultur und das Zusammenarbeiten in einem Unternehmen ist, dass eine gute Mischung zwischen erfahrenen Mitarbeitern sowie jungen Leuten mit ihrer Art zu leben, ihren sozialen Kompetenzen und ihren teilweise unkonventionellen Ideen besteht."

 
Azubis testen den Parcours. (FOTO: ANDRÉ KEHRER)
 
WOLFEN/MZ. Eine Waffe zum Zweck der Problembewältigung? Für Steffi Fischer aus Stendal, Auszubildende im 2. Lehrjahr am Bildungszentrum Wolfen / Bitterfeld, ist das keine denkbare Lösung. Sicher hat die junge Frau Vorteile. Sie trainiert seit sieben Jahren Ju Jutsu. Da weiß man sich zu helfen, wenn es brenzlig wird.
 
Dass sie es kann, bewies die junge Frau auch gleich ihren Schulkameraden und dem Dezernatsleiter der Polizeidirektion Dessau, Siegismund Chudoba. Ruck zuck lag der Beamte auf dem Kreuz und alle klatschten Beifall.
 
Für den Polizisten und seine Kollegen war der Tag der Sicherheit, der zum ersten Mal in dieser großen Form an der Ausbildungsstätte des Bildungszentrums durchgeführt wurde, ein voller Erfolg. "Die jungen Leute berichten von ihren eigenen Problemen und Sorgen und wir als Polizisten können uns als die Helfer präsentieren", meint der Dezernatsleiter. Es sei prima, wenn die Jugend die Beamten nicht nur als den Gegner bei Auseinandersetzungen betrachte, sondern als Partner und Menschen. "Das wollen wir unterstützen."
 
Neben der Polizei hatten auch das Deutsche Rote Kreuz, die Barmer-Krankenkasse und die Werkfeuerwehr des Chemieparkes einen Informationsstand bzw. Technik aufgebaut, die im weiten Sinne mit dem Thema Sicherheit zu tun haben.
 
Beeindruckend war unter anderem der Stolperparcours, den die Auszubildenden selbst gebaut haben. Verschiedene Untergründe, Treppenstufen mit unterschiedlichen Höhen oder eine eingebaute Querstange mussten die Parcoursteilnehmer bewältigen und sich auf die Gegebenheiten einstellen. Erschwerend kam noch hinzu, dass durch eine Brille die Sicht auf die Elemente des Parcours extrem verschlechtert wurde.
 
Auch die Werksfeuerwehr präsentierte ihre Sicherheitstechnik. Feuerlöschertest und die Demonstration eines Fettbrandes konnte man bei den Brandbekämpfern sehen. Was die Kameraden als sehr wichtig erachten, war ein so genannter Helmtest. Aus etwa zwei Metern Höhe wurde ein Hammer auf eine Melone fallen gelassen, was demonstrieren sollte, welche Kräfte bei solch einem Unfall wirken und wie wichtig das Tragen eines Schutzhelmes ist.
 
Für die Barmer-Krankenkasse stand an diesem Tag die gesunde Lebensweise an vorderster Stelle. "Nur wer sich gut und vernünftig ernährt, kann auch im Beruf seinen Mann stehen", meinte Stephan Hündorf. Dementsprechend gab es Tipps.
 

Wolfener Band veröffentlicht am 8. September ihr Debüt-Album - Vorstellung der CD ist verbunden mit einem Konzert gegen Gewalt.

Die erfolgreiche Band „Black Tooth Scares“, unter anderem Landessieger beim Wettbewerb „local heroes“ im vorigen Jahr, stellt am 8. September in der Wolfener Fuhneaue ihr Debütalbum vor. Das Konzert ist integriert in das Open Air „Rock gegen Gewalt“, bei dem insgesamt sechs Bands aufspielen werden. Foto: Christian Richter
 
Bitterfeld-Wolfen (red). Unruhe macht sich bemerkbar im Lager der Wolfener Band „Black Tooth Scares“ (BTS). Keine unangenehme Unruhe, sondern vielmehr eine vorfreudige. Am Samstag, dem 8. September, ist der Tag, auf den sie nahezu ein Jahr lang hingearbeitet haben. Da nämlich steigt in der Fuhneaue Wolfen das Open Air „Rock gegen Gewalt“ mit insgesamt sechs Bands.
 
Für die vier Jungs ist dieser Abend aber zusätzlich ein besonderer. Denn an jenem veröffentlichen sie ihr Debüt-Album „Insurrection“ (dt. Aufruhr).
 
„Wir biegen jetzt quasi auf die Zielgeraden ein. Es ist schon Wahnsinn, wenn man ein Jahr alles für diese Scheibe tut und nun der Tag X in greifbare Nähe rückt“, sagt Gitarrist Henbag. Mit dem Songschreiben haben BTS in der Tat vor über einem Jahr begonnen, im Dezember 2011 waren sie dann im Studio.
 
Chrystian Engel und Alexander Lysjakow zeichneten sich als Produzenten des Erstlingswerks verantwortlich. Gerade letzterer hat sich in den vergangenen Jahren als Produzent der Südtiroler Kapelle „Frei.Wild“ in die erste Liga gespielt. „Die Zeit im Studio war extrem anstrengend, aber auch so ziemlich das lustigste, was ich je erlebt habe. Wir hatten zwischenzeitlich Bauchkrämpfe vor Lachen“, erinnert sich Sänger Rob. „Rob und ich waren teilweise 14 Stunden am Tag im Studio, das ging gegen Ende an die Substanz“, so Henbag.
 
Herausgekommen ist ein emotionales, aber auch treibendes und dynamisches Album, das auf dem Hamburger Indie-Label „Stonecastle Rockproduction“ erscheint. „Textlich gab es einiges zu verarbeiten, was in meinem Leben, aber auch im Leben mir nahestehender Personen geschehen ist“, sagt Versschmied Rob. „Im Idealfall entdecken die Hörer sich oder eine bestimmte Situation in der Musik und den Texten wieder und ziehen positive Schlüsse daraus. Der erhobene Zeigefinger bleibt bei uns aber eingepackt“, versichert Henbag.
 
Nun freuen sich Rob, Henbag, Schlagzeuger Benny und Bassist Nelson darauf, besagten Abend mit Freunden, Familie aber auch nicht zuletzt mit den vielen Fans, die sie im letzten Jahr immer wieder unterstützt haben, zu feiern und zu teilen. „Für uns ist diese Platte ein Meilenstein und der Schritt in die Zukunft“, erzählt Benny. „Die Erfolge bei den Bandwettbewerben waren gut und schön und wir möchten sie nicht missen, aber mit dieser CD wollen wir uns nun auch einen Namen als ernstzunehmende Künstler machen. Das ist unsere Leidenschaft, dafür leben wir“, sagt Nelson abschließend.
 

Beruf Pharmakant mit guter Nachfrage

Wolfen/MZ. 160 Azubis haben das Ausbildungsjahr 2011/12 im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld mit Erfolg absolviert. Über 90 Prozent der Absolventen haben nach der Ausbildung einen festen Arbeits- oder Studienplatz bekommen. Das erklärt Renate Schiffel, stellvertretende Leiterin der Einrichtung.
 
Obwohl gerade das aktuelle Ausbildungsjahr zu Ende gegangen ist, haben die Chefs vom Bildungszentrum bereits das neue fest im Blick. Das beginnt am 5. September. Ziel ist es, so Schiffel, 120 neue Schulabsolventen aufzunehmen. Firmen und künftige Azubis können sich noch bis September im Bildungszentrum Wolfen-Bitterfeld anmelden. Gefragt, so Schiffel, seien jetzt vor allem die Branchen Metall, Chemie, Elektro und Pharma.
 
Seit 2010 bietet die Bildungseinrichtung in Wolfen eine Ausbildung zum Pharmakanten an. In diesem Jahr werden vier neue Firmen in diese Ausbildung einsteigen. Das sind neben dem traditionellen Bayer Bitterfeld, das seit 2010 Azubis in dieser Richtung ausbilden lässt, jetzt Bayer Weimar, Pharma Wernigerode, IDT Dessau-Roßlau und das Serumwerk Bernburg.
 
Was vor zwei Jahren mit vier Bayer-Azubis begann, sagt Renate Schiffel erfreut, das habe sich so stark entwickelt, dass heute bereits 29 Jugendliche die Pharmakant-Richtung eingeschlagen haben.
 
Derzeit lassen 80 Firmen hier ihre Jugendlichen ausbilden. Die Firmen nutzen die Möglichkeit der dualen Ausbildung, die sie zusammen mit dem Bildungszentrum durchführen. In diesem Jahr erweitern vier neue Firmen den Reigen. 30 Ausbilder kümmern sich um den beruflichen Nachwuchs in Lehrlabor, Lehrwerkstatt und Schulgebäude. Angeboten werden Berufe in sieben Bereichen - die Chemie bildet in weitem Umkreis ein Alleinstellungsmerkmal.

 
Endlich: Schulbank ade! Das sagen sich die Azubis und Ausbilder im Lehrlabor des Bildungszentrums Wolfen-Bitterfeld. Doch das heißt nicht automatisch Ferien - die jungen Leute arbeiten jetzt in ihren Lehrbetrieben. Es sei denn, sie haben Urlaub. Für die meisten übrigens heißt das Ziel Ostsee.